JHWH, dein Arzt

Die Stellen, die Heilung beschreiben, stehen zu einem beträchtlichen Teil im AT. Die Sammlung beginne ich mit der Selbstvorstellung Gottes in 2. Mose 15,26.

JHWH, dein Arzt 2. Mose 15,26
JHWH, dein Arzt 2. Mose 15,26

Gott hat sich in seinem Wesen ganz eindeutig bestimmt. Genauso wie das NT in Apg. 10,38 den Teufel als Verursacher der Krankheit definiert, stellt sich Gott im AT unter einem Namen vor, der sein unbedingtes Gutsein in vollem Licht erstrahlen lässt: JHWH, dein Arzt. Oder adjektivisch übersetzt: JHWH, der dich heilt. Gott steht mit seinem ganzen „Ich“ auf der Seite des Glaubenden; der Teufel steht ebenso kompromisslos auf der Gegenseite. Der Kontext der Stelle: Im Anschluss an das „Meerlied“ des Mose heißt es in einer sehr summarischen Darstellung, der die volle Kraft der Aussage unterstreicht (die Bibel kennt in wirklich wichtigen Dingen nur schwarz und weiß; sie hat keinen neutralen Bereich in grau, was sehr hilfreich ist!). Ex. 15,26 lautet: (JHWH) sprach: Wenn du mit Entschiedenheit auf die Stimme JHWHs, deines Gottes, hörst und tust, was er als richtig akzeptiert und dich zum Hörer machst für seine Befehle und alle seine Anordnungen bewachst, dann lege ich alle die Krankheit, die ich auf Ägypten gelegt habe, nicht auf dich, denn meine Person ist JHWH, dein Arzt. Die Stellen zur Heilung sind mir zu wichtig, um einfach Luther zu zitieren, deshalb sind aber Anmerkungen zur Übersetzung erforderlich. „Mit Entschiedenheit“ habe ich zu „hören“ ergänzt, weil dieses Verb im Urtext eine Betonung durch die „Figura etymologica“ hat. Das Verb steht zweimal im Text. Einmal im hebräischen Imperfekt (entspricht oft unserem Futur) und weiter im Infinitivus absolutus. Mit „als richtig akzeptieren“ heißt wörtlich: „das Gerade tun in seinen Augen“. „Zum Hörer machen“ steht für das Verb „hören“ im Hifil; ein Verbstamm, der umschreibt, wie etwas veranlasst wird. „Auf Ägypten legen“ ist wörtlich; es heißt nicht: „auf die Ägypter legen“. „Anordnungen bewachen“ klingt eigenartig, ist aber verständlich, wenn der Ernst der Forderung erkannt wird. Es gibt einen geistlichen Dieb, der Glaubende daran hindern möchte, ihren Teil des Vertrages mit Gott zu erfüllen. Der wichtige Name Gottes schließlich wird durch einen Nominalsatz ausgedrückt. „Ich“ steht expressis verbis im Text; es steckt also nicht, wie sonst üblich, nur im Verb. Diese Betonung habe ich durch „meine Person“ wiedergegeben.

Zwei sehr ähnliche Stellen sollen hinzugefügt werden. Im „Bundesbuch“ findet sich in Ex. (=2. Mose) 23, 25.26 eine Stelle, die ähnlich strukturiert ist, wo JHWH aber nicht seine Person vorstellt, sondern die Heilung umschreibt: (25) So werdet ihr JHWH, eurem Gott, dienen, ebenso wird er dein Brot und dein Wasser segnen und ich will Krankheit aus deiner Mitte zum weichen bringen. (26) Keine Fehlgebärende und keine Unfruchtbare werden in deinem Land sein; die Zahl deiner Tage werde ich voll machen. Viele Übersetzungen ergänzen „alle“ oder den Artikel („die“) zu Krankheit in Vers 25; bei Menge findet sich der Plural („Krankheiten“). So sehr das meinen eigenen Vorstellungen sympathisch ist, textlich ist das nicht zu belegen.

Die andere Stelle ist Dtn. (=5. Mose) 7, 14.15: (14) Gesegnet wirst du sein vor allen Völkern. Es wird unter dir kein Unfruchtbarer oder Unfruchtbare sein oder unter deinem Vieh. JHWH wird von dir weichen machen jede Krankheit und jede schlimme Seuche Ägyptens, die du kennst, wird er nicht auf dich legen, sondern wird sie allen deinen Hassern geben.

Diese Stellen sind voll erfasst, wenn ihre Pauschalität erkannt ist. Besonders deutlich wird das bei der negativen Darstellung in Dtn. 28, wo Krankheiten ohne jede Ausnahme denen angedroht werden, die den Bund brechen. Es entsteht geradezu der Eindruck, dass Mühe darauf verwendet wurde, keine Krankheit zu übersehen. Pauschal werden sogar Krankheiten für die Nachkommen angedroht, die Geisteskrankheiten sind nicht vergessen, sogar die Krankheiten, die nicht niedergeschrieben sind, werden angedroht (V. 61). Aus diesem Grunde ist es durchaus nützlich, 5. Mose 28 zu lesen. Wenn es nämlich in der negativen Darstellung keine Ausnahme gibt, ist es auch nicht einsichtig, dass es bei der Heilung Ausnahmen geben soll. Ausnahmslos jede Krankheit wird dann auch von JHWH, dem Arzt, kuriert! Wenn ausnahmslos jede Krankheit zum Fluch gehört, gehört zum Segen auch die Heilung von ausnahmslos jeder Krankheit. Dieses Schwarz-Weiß-Denken der Bibel ist sehr hilfreich, wenn jemand insgeheim sich zur Ausnahme erklärt. Es gibt keine Krankheit, die für jemanden ein Segen ist, weil er „Demut“ lernen muss oder sich ähnlichen Unfug einreden lässt. Es ist schlichtweg der Teufel, der Ausnahmen konstatieren will, um seinen Machtbereich nicht zu verlieren. Es gibt keine Krankheit, die Gott schickt. Es ist der Teufel, der sie produziert, aber sich sehr darüber freut, wenn man Gott dafür verantwortlich macht, weil dann der Kranke völlig wehrlos wird, denn gegen Gott bleibt nur Hilflosigkeit!