Glaube Jesu ist wie ein Senfkorn

Jesus hat genau die Lehre gebracht, die den Menschen vor Gott gerecht machen kann – den Berge versetzenden Glauben. Gerecht wird der Mensch in den Augen Gottes, wenn er voller Zuversicht den Verheißungen Gottes vertraut.

Jesus wird an einer Stelle – mit vollem Recht – „Anfänger und Vollender des Glaubens“ genannt (Hebr. 12, 2). Jesus hat diesen Glauben weitergegeben, wie es nie mehr ein zweites Mal geschehen kann (Jud. 3: hielt ich’s für nötig, euch in meinem Brief zu ermahnen, dass ihr für den Glauben kämpft, der ein für alle Mal den Heiligen überliefert ist.). Für diesen Glauben ist es wert, klar Stellung zu beziehen, denn nur durch den Glauben können Menschen gerettet werden, ansonsten wird der Lügner die Welt beherrschen. Man muss sich klar machen, dass das mosaische Gesetz galt, bis der Glaube (=Jesus) kam (Gal. 3, 23: Ehe [!]aber der Glaube kam, waren wir unter dem Gesetz verwahrt und verschlossen auf den Glauben hin, der dann offenbart werden sollte.)

Diesen Glauben möchte ich genauer erfassen, denn es nichts Statisches gemeint, wie etwa ein christliches Glaubensbekenntnis, sondern etwas Dynamisches, was ständig wächst. An einigen Bibelstellen wird dieser Glaube mit einem Senfkorn verglichen, den der „Kurzglaube“(= zeitlich nicht ausdauernd) zunichte machen kann. 2 Stellen zitiere ich, die bei genauerem Hinschauen dieselbe Antwort enthalten: Mt. 17, 19-21 und Mk. 9, 28+29

Mt.17 (19)Da traten seine Jünger zu ihm, als sie allein waren, und fragten: Warum konnten wir ihn nicht austreiben? (20)Er aber sprach zu ihnen: Wegen eures Kleinglaubens. Denn wahrlich, ich sage euch: Wenn ihr Glauben habt wie ein Senfkorn, so könnt ihr sagen zu diesem Berge: Heb dich dorthin!, so wird er sich heben; und euch wird nichts unmöglich sein. Mk.9 (28)Und als er heimkam, fragten ihn seine Jünger für sich allein: Warum konnten wir ihn nicht austreiben? (29)Und er sprach: Diese Art kann durch nichts ausfahren als durch Beten.

Wenn man die Markusstelle betrachtet, ist man zunächst verblüfft über diese Antwort, denn Jesus, der den Exorzismus bei dem Knaben vorgenommen hat, hat doch überhaupt nicht gebetet. Bei der Matthäusstelle ist es der Kleinglaube, der den Exorzismus verhindern kann. Erst wenn man tiefer nachdenkt, wird klar, dass dieser Kleinglaube besser übersetzt wird mit „Kurzglaube“, denn beim Vergleich mit dem Senfkorn liegt nicht die Betonung auf der Winzigkeit dieses Samens, sondern auf der Fähigkeit, eine riesengroße Pflanze zu werden aus einem winzigen Samen. Noch etwas weiter ausholen möchte ich bei diesem Gedanken und das Gleichnis vom Wachsen des Reiches Gottes (Mk. 4, 26-29) in das Gedächtnis rufen: Das Reich Gottes ist wie Same, der gesät wird. Die Erde bringt von selbst die Frucht, ohne dass sich der Sämann darum kümmert. Seine tägliche Routine mit Schlafen und Aufstehen unterbricht er nicht. Dennoch entwickeln sich nacheinander der Halm, die Ähre, die Körner in der Ähre. Der Erfolg wird erst bei der Ernte sichtbar. In Markus 9 wird nicht angegeben, dass Jesus betet. Aber wenn man etwas in den Evangelien blättert, fällt auf, dass er oft in der Einsamkeit im Gespräch mit dem himmlischen Vater ist. Nimmt man die beiden Stellen in Matthäus und Markus zusammen, beschreiben sie ein- und dasselbe Geschehen in anderen Worten. Das Gebet Jesu geschah viel früher, jetzt ist die Zeit seiner Ernte, wenn der Glaube da ist, der den Dämon austreibt. Glauben wie ein Senfkorn haben ist das Beten, das nicht nachlässt. Das ist die Erkenntnis, die Jesus lehrt, wodurch der Mensch vor Gott gerecht wird.

Glaubensworte Jesu

Die Glaubensworte finden sich nur in den Evangelien. Der Glaube muss fest im Herzen gegründet sein, damit die Heilung ergriffen werden kann ohne Hilfe anderer Personen.

Einige wenige Textstellen habe ich ausgewählt.

Mk. 9, 23. Nur vier griechische Worte sind wichtig; der Kontext ist eine Dämonenaustreibung: πάντα δυνατὰ τῷ πιστεύοντι – alle Dinge sind möglich dem, der da glaubt – wörtlicher: alle Möglichkeiten/Fähigkeiten dem Glaubenden. Um es zu umschreiben: der Glaubende ist zu allem imstande, er hat für alles die Kraft. Es ist nicht gemeint, dass etwas Erfreuliches geschieht, ohne dass man es erwartet (nach dem Motto: Alles ist möglich), sondern es ist genug Kraft da, alle Dinge in den Zustand zu versetzen, in dem sie gebraucht werden.

Mk. 11, 22-24

(22)Und Jesus antwortete und sprach zu ihnen: Habt Glauben an Gott! (23)Wahrlich, ich sage euch: Wer zu diesem Berge spräche: Werde hoch gehoben und ins Meer geworfen! (von Gott), und zweifelte nicht in seinem Herzen, sondern glaubte, dass geschehen werde, was er sagt, so wird’s ihm geschehen. (24)Darum sage ich euch: Alles, was ihr bittet in eurem Gebet, glaubt nur, dass ihr’s empfangen habt, so wird’s euch zuteil werden.

ἔχετε πίστιν θεοῦ. 23 ἀμὴν λέγω ὑμῖν ὅτι ὃς ἂν εἴπῃ τῷ ὄρει τούτῳ• ἄρθητι καὶ βλήθητι εἰς τὴν θάλασσαν, καὶ μὴ διακριθῇ ἐν τῇ καρδίᾳ αὐτοῦ ἀλλὰ πιστεύῃ ὅτι ὃ λαλεῖ γίνεται, ἔσται αὐτῷ. 24 διὰ τοῦτο λέγω ὑμῖν, πάντα ὅσα προσεύχεσθε καὶ αἰτεῖσθε, πιστεύετε ὅτι ἐλάβετε, καὶ ἔσται ὑμῖν.

22: Statt „Habt Glauben an Gott“ ist die Übersetzung „Habt Glauben Gottes“ sprachlich genauso möglich, aber nicht sinnvoll, denn das passive Verständnis von "werde hochgehoben und ins Meer geworfen" bestätigt wunderbar den Glauben an Gott. Leider hat schon Luther die beiden Verben medial übersetzt (Heb dich und wirf dich ins Meer) und den Glauben damit unabhängig von Gott gemacht. Nein, der Senfkorn-Glaube wächst durch Gott. Es ist nämlich eine Geistesgabe (1. Kor. 12,9).   23: Mir hat es etwas geholfen,„zweifeln“ durch die Übersetzung „sich nicht irre machen lassen“ auszutauschen. 24: Die Lutherübersetzung mit der Gegenwartsform „dass ihr’s empfangt“ nach dem „Textus Receptus“ habe ich korrigiert in die Vergangenheitsform „dass ihr‘ s empfangen habt“ nach wichtigen Textzeugen, denn die Vergangenheitsform ist sehr hilfreich, da man den Glauben an einem bestimmten Punkt in der Vergangenheit verankern kann, an dem man eine Gebetserhörung empfangen hat, auch wenn die Erhörung erst später sichtbar wird.

Die Textstelle in Markus erreicht ungewöhnliche Dimensionen, wenn man sie gründlich überdenkt. Mit der Übersetzung „Habt Glauben Gottes“ gilt dieser Text sogar für Leute, die nicht an Gott glauben. Jesus hat auch „nur“ einen Feigenbaum verflucht, der daraufhin verdorrte, aber hier ist von Glauben die Rede, der Berge versetzen kann. Wenn man versucht, die Person des Menschen, der Berge versetzen kann, näher zu bestimmen, so wird über seinen Charakter nichts ausgesagt. Paulus formuliert einmal in 1. Kor. 13, 2: Und wenn …ich allen Glauben hätte, sodass ich Berge versetzen könnte, und hätte die Liebe nicht, so wäre ich nichts. An der althergebrachten Übersetzung „Habt Glauben an Gott“ halte ich fest, wenn auch das Griechische die andere Möglichkeit offen lässt. Ich vertraue auf die Hilfe, die Gott schenken will in Situationen, in denen seine Kinder Hilfe brauchen. „Dein Wille geschehe“ ist keine Vaterunser-Bitte, die eine Willkür Gottes auf die Erde wünscht, sondern seine Hilfe. Genauso ist das einzige Gebot Jesu die Liebe zu den Geschwistern. Daher wird es bei Nachfolgern Jesu nie den Glauben, der Berge versetzen kann, geben können, ohne dass Liebe das bestimmende Moment ist. In den paar Versen sehe ich das Vermächtnis Jesu, dass er denen, die an ihn glauben, gegeben hat.

Senfkornglaube

Glaube wie ein Senfkorn hat in der Lehre Jesu eine besondere Bedeutung.

Senfkornglaube: Mt. 17, 20 (Berg) und Luk. 17, 6 (Maulbeerbaum). (Dazu kann die Textstelle Mt. 21, 18-22 gelesen werden, die den verdorrten Feigenbaum wie Mk. 11, 12-14 und 20-25 beschreibt.)

Mt. 17 (19) Da traten seine Jünger zu ihm, als sie allein waren, und fragten: Warum konnten wir ihn nicht austreiben? (20)Er aber sprach zu ihnen: Wegen eures Kleinglaubens. Denn wahrlich, ich sage euch: Wenn ihr Glauben habt wie ein Senfkorn, so könnt ihr sagen zu diesem Berge: Heb dich dorthin!, so wird er sich heben; und euch wird nichts unmöglich sein.

Diese Stelle aus Mt. 17 wurde bereits weiter oben mit Mk. 9, 28+29 verglichen.

Luk. 17 (5)Und die Apostel sprachen zu dem Herrn: Stärke uns den Glauben! (6)Der Herr aber sprach: Wenn ihr Glauben hättet so groß wie ein Senfkorn, dann könntet ihr zu diesem Maulbeerbaum sagen: Reiß dich aus und versetze dich ins Meer!, und er würde euch gehorchen.

Senfkorngleichnis: Mt. 13,31 + Mk. 4, 31 + Luk. 13, 19

Mt. 13 (31)Ein anderes Gleichnis legte er ihnen vor und sprach: Das Himmelreich gleicht einem Senfkorn, das ein Mensch nahm und auf seinen Acker säte; (32)das ist das kleinste unter allen Samenkörnern; wenn es aber gewachsen ist, so ist es größer als alle Kräuter und wird ein Baum, sodass die Vögel unter dem Himmel kommen und wohnen in seinen Zweigen.

Mk. 4 (30)Und er sprach: Womit wollen wir das Reich Gottes vergleichen, und durch welches Gleichnis wollen wir es abbilden? (31)Es ist wie ein Senfkorn: wenn das gesät wird aufs Land, so ist’s das kleinste unter allen Samenkörnern auf Erden; (32)und wenn es gesät ist, so geht es auf und wird größer als alle Kräuter und treibt große Zweige, sodass die Vögel unter dem Himmel unter seinem Schatten wohnen können.

Luk. 13 (18)Er aber sprach: Wem gleicht das Reich Gottes, und womit soll ich’s vergleichen? (19)Es gleicht einem Senfkorn, das ein Mensch nahm und in seinen Garten säte; und es wuchs und wurde ein Baum, und die Vögel des Himmels wohnten in seinen Zweigen.

Es gibt Disput darüber, um welche Senfsorte es sich handelt. Winzig ist der Same vom schwarzen Senf, Senfstauden am See Genezareth werden bis zu 3m hoch. Im modernen botanischen Sinn ist die Senfstaude kein Baum. Aber das ist für das Gleichnis uninteressant, wird aber von Leuten diskutiert, denen keine andere Kritik einfällt.

Eine Stelle, die sehr gut zu den Senfkornstellen passt, ist das Gleichnis von der selbstwachsenden Saat in Mk. 4, 26-29, die weiter oben mit eigenen Worten nacherzählt wurde: (26)Und er sprach: Mit dem Reich Gottes ist es so, wie wenn ein Mensch Samen aufs Land wirft (27) und schläft und aufsteht, Nacht und Tag; und der Same geht auf und wächst – er weiß nicht wie. (28)Denn von selbst bringt die Erde Frucht, zuerst den Halm, danach die Ähre, danach den vollen Weizen in der Ähre. (29)Wenn sie aber die Frucht gebracht hat, so schickt er alsbald die Sichel hin; denn die Ernte ist da.

Exkurs Lukas 17,21

(Meine Website zur Lutherbibel enthält dazu eine ausführlichere Erklärung.)

Diese Stelle ordne ich ebenfalls dem Senfkornglauben zu, denn im Inneren des Glaubenden entsteht das Reich Gottes. Einen Hinweis gebe ich schon hier: Mit der Übersetzung Luthers bin ich oft nicht zufrieden, aber an dieser Stelle bin ich mit ihm zufriedener als mit der Änderung durch die Revision. Lukas 17, 20+21 biete ich nach eigener Übersetzung an: (20)Das Reich Gottes kommt nicht so, dass man es nach äußeren Zeichen erkennen kann. (21)Auch wird man nicht sagen: Siehe, hier oder dort ist es. Denn siehe, das Reich Gottes ist inwendig in euch (ἰδοὺ γὰρ ἡ βασιλεία τοῦ θεοῦ ἐντὸς ὑμῶν ἐστιν). Beim letzten Versteil bin ich mit dem alten Luther konform, während die neue Revision statt „inwendig in euch“ „mitten unter euch“ enthält. Das ist sprachlich genauso möglich. Der wichtigste Grund, warum mir die Revision nicht gefällt, ist aber: In Vers 21 ist zwischen „mitten unter euch“ und „hier oder dort“ kein Widerspruch feststellbar, denn „mitten unter euch“ ist ja gerade „hier“. Der heilige Geist wirkt im Innern des Menschen, er verändert das Innere. Das habe ich persönlich in den letzten Jahren erlebt. Das kann man „hier oder dort“ eben nicht sehen.     

Ist Glaube ein Geschenk Gottes oder nicht? Lange Zeit hätte ich gesagt, selbstverständlich ist der Glaube ein Geschenk Gottes. Aber unbewusst habe ich mich stark von Paulus beeinflussen lassen. Nach seiner Wertung kommt der Glaube aus der Predigt (Röm. 10,17). Dem stimme ich immer noch zu, denn es zumindest der übliche Weg, im Glauben zu wachsen. Aber er schreibt auch, dass jeder von sich nicht mehr halten soll, als ihm Gott das Maß des Glaubens zugeteilt hat (Röm. 12,3). Damit ist man völlig passiv einem Geschenk Gottes ausgeliefert. Mit Paulus bin ich an diesem Punkt nicht einverstanden, denn der Glaube, den Jesus lehrt, ist deutlich anders. Gott gibt denen, die er ausschickt, den Geist – und somit den Glauben – ohne Maß (Joh. 3, 34). Jesus fordert geradezu von seinen Jüngern Glauben. In Mk. 4,40 spricht er nach der Sturmstillung zu seinen Jüngern: Was seid ihr furchtsam? Habt ihr noch keinen Glauben? Nach Mt. 14,30 spricht er zu dem sinkenden Petrus, als er dessen Hand ergreift: Du Kurzgläubiger, warum hast du gezweifelt? Was bei Paulus wie ein reines Geschenk Gottes erscheint, ist bei Jesus eine klare Forderung, etwas zu tun. Der Mensch hat die Möglichkeit, aktiv den Glauben zu ergreifen. Jesus kann nicht etwas fordern, was man nicht tun kann. Jesus hat den Glauben wie ein Senfkorn dargeboten. Das Reich Gottes wächst, bis man die Frucht ernten kann. Auf diese wenigen Sätze kann man die Erkenntnis Jesu reduzieren. Glauben ist ein völlig aktives Geschehen. Bei Paulus ist das nur teilweise so. Er beschreibt in Röm. 4,20 den Glauben des Abraham als ein „in Kraft kommen“. Abraham ist der Vater im Glauben, aber er wird damit zur Ausnahme im Glauben. Paulus sät Gift in das Reich Gottes, wenn er den Glauben zu einem passiven Geschenk macht. Damit wird die Erkenntnis Jesu zerstört und sein Erbe vernichtet. Auch wenn diese Formulierung hart erscheint; persönlich stoße ich alles weg, was gegen den Glauben steht. Sogar in der Bibel. Ich glaube an Jesus, nicht an die Bibel. Wenn jemand den Gott „Bibel“ verehrt, dem kann ich nicht helfen und will es auch nicht. Über das „Problem Paulus“ habe ich mich auf einer anderen Webseite geäußert. Wichtig ist es, den Glauben wie ein Senfkorn zu entwickeln. Das kann man auch, wenn man über Paulus anderer Meinung ist.